Kennen Sie Lachyoga? Wir haben davon das erste Mal während einer Tagung mit Polizistinnen und Polizisten gehört. Ein Beamter erzählte von seinen Lachyogakursen. Die Methode klingt eigentlich ganz einfach. Durch Dehn-, Klatsch- und Atemübungen wird zunächst ein künstliches Lachen erzeugt, das nach einer Weile in ein echtes Lachen übergeht. „Fake it, until you make it“, in etwa „Tu so als ob, bis es echt wird“ ist eine der Anweisungen in Übungsstunden.
Lachen entspannt und befreit. Es löst Verhärtungen im Denken ebenso wie im Körper. Deshalb wird es künstlich provoziert, damit wir den Ballast einfach ablachen können. ‚Da würde ich mir ja ganz schön blöd bei vorkommen. Ich mache mich doch nicht freiwillig zum Affen‘, mag jetzt der eine oder die andere von Ihnen denken. Das können wir gut nachempfinden. Als wir davon hörten, haben wir uns auch erstmal skeptisch angeschaut.
Aber mal im Ernst: Machen wir im Alltag nicht oft etwas ganz ähnliches wie beim Lachyoga? Nur umgekehrt? Eine Sorge löst die andere ab. Oft schauen wir vor allem auf das, was uns fehlt und erachten als normal, was wir haben, anstatt uns daran zu freuen. Darüber hinaus sehen und erleben Sie in Ihrem Beruf manches, was einen schon mal am Guten im Menschen zweifeln lässt.
Trotzdem malen wir das Leben oft in dunkleren Farben als es ist. Denn leider ist es wissenschaftlich erwiesen, dass wir die schlechten Nachrichten in unserem Gehirn wesentlich besser und nachhaltiger abspeichern als die guten. Das hängt mit unserer Abstammung vom Affen ab. In der Wildnis mussten die ersten Menschen ständig auf Gefahren gefasst sein. Wer blauäugig durch die Welt lief, wurde schnell vom Säbelzahntiger gefressen oder bekam von der um Nahrung konkurrierenden Nachbarsippe eins über die Rübe. Unsere Vorfahren hatten wenig zu lachen.
Bei uns heute sieht das allerdings anders aus. Uns geht es materiell in der Regel ziemlich gut. In unseren Breiten ist auch die Furcht vor dem freilaufenden Tiger unbegründet. Und der andere schnappt uns im Alltag eher den Parkplatz weg, als uns zu bedrohen. Trotz der Situationen die uns ärgern oder Kummer machen, haben wir eine ganze Menge zu lachen. Trotzdem lässt uns die Programmierung des Teils unseres Gehirns, der aus der Steinzeit stammt, immer noch oft in Habacht-Stellung verharren, statt der Situation durch ein entspanntes Lachen die Schärfe zu nehmen.
Im Mittelalter entstand die Tradition des Osterlachens. Am Ostermorgen erzählte der Pfarrer Witze oder machte Blödsinn auf der Kanzel, um die Gemeinde zum Lachen zu bringen. Das war also ein ähnliches Prinzip wie beim Lachyoga. Durch einen absichtlich gesetzten Reiz wurde das Lachen der Gemeinde provoziert. Der Sinn dahinter aber geht tief. Denn am Ostermorgen wird der Tod ausgelacht. Die Auferstehung Christi zeigt, dass der Tod auf gewisse Weise machtlos geworden ist. Es gibt ein Leben nach dem Leben. Der Tod ist nur ein Übergang. Deshalb sind wir frei. Das letzte Wort hat das Leben! Diese Nachricht ist so großartig, dass wir glatt vor Ehrfurcht erstarren könnten. Da kommt das Osterlachen gerade recht, um diese Starre zu lösen und freudig lachend miteinzustimmen: „Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“
Mit herzlichen Grüßen zum Osterfest,
Ihre Polizeiseelsorge
Anne Henning und Patrick Stöbener